08.07.11 18:15 Uhr Vereinsheim München
Zu Beginn des 20. Jahrhundets schien die (bis dahin noch quasi endlose) Welt plötzlich auf Kaffeefahrt-Format zusammenzuschrumpfen. Anstatt auf monatelangen Expeditionen das Leben zu riskieren konnten die Passagiere der Luftschiffe des Grafen Zeppelin die Distanzen zwischen den Kontinenten innerhalb weniger Tage (mitsamt Klaviermusik und Sternekoch) überschweben.
Die deutsche Begeisterung war grenzenlos: Nicht nur Hymnen und Gedichte wurden dem Grafen zu Füßen gelegt, sondern auch auch erhebliche Summen Erspartes, die per »Zeppelinspende« eingeworben wurden, nachdem im August 1908 ein aggressiver Apfelbaum in der Nähe Stuttgarts einen Luftschiff-Prototypen in einen großen Haufen Aluminiumschrott verwandelt hatte. Mit ungebremstem Elan ging es anschließend von Havarie zu Havarie. Bis schließlich am 6. Mai 1937 – vermutlich durch eine elektrostatische Entladung – die Hindenburg in einem Feuerball verglühte. Der Traum vom Schweben war endgültig geplatzt.
Neben der Anschaulichen Demonstration von Auftrieb und Elektrostatik ist das Luftschiff auch noch dankbares Studienobjekt für visionäre Stadtplanung: Gastreferent Falko Blumenthal kann in seinem Vortrag »Stadtluft – Zeppeline in den Ideen der Städtebauer« eindrucksvoll vorführen, wie der Traum eines Lebens hoch über den Niederungen der Stadt allerorts Architekten zu Luftschiffhäfen in den Turmspitzen der Wolkenratzer inspirierte.