16.09.11 18:15 Uhr Vereinsheim München
Das Wetter gehört – obwohl täglich in millionenfachem Small-Talk erörtert – noch immer zu den geheimnisvollsten Alltagsphänomenen. Denn es verhält sich trotz Computersimulation und Satelliteneinsatz in der täglichen Erfahrung noch immer vollkommen chaotisch und unberechenbar. Genauso übrigens wie auch das Liebesleben populärer Wetterervorhersager. Diese Behauptung der Gleichartigkeit im Chaos ist zwar aus wissenschaftlicher Sicht sehr heikel, denn ein Chaos ist per Definition nicht exakt beschreibbar und kann also keinem anderen Chaos gleich sein.
Aber dennoch ist anzumerken, dass ein Gewitter physikalisch gesehen nach genau denselben Mechanismen verläuft wie eine typische Liebesepisode: Erst wird aneineinder gerieben und es knistert, dann sind beide geladen, entfernen sich brüsk voneinander, stehen folglich unter Hochspannung und dann knallt es. Das physikalische Wie und Warum ist also ganz klar, das Wann und Wo aber offenbar nicht – was die Wettervorhersage zu einer Standarddisziplin der „Physik des Scheiterns“ macht.
Warum eben aus ganz erklärbarer Mechanismen ganz unerklärliches Gewetter entsteht, das konnte Gastdozent Heiner Lange erläutern, der sich als studierender Meteorologe schon vorab für das Scheitern seines zukünftigens Berufsstands rechtfertigen durfte, indem er die Unvorhersagbarkeit „nichtlinearer Systeme“ (beschönigender Ausdruck für Chaos) erörtert. In solchen Biotopen des Wahnsinns kann nämlich schon die kleinste Ursache Katastrophale Wirkung haben und der Flügelschlag des „Schmetterlingseffekts“ den Gewitterhagel auf ein vollkaskoversichertes Münchner Autodach aufschlagen lassen. Oder der Augenaufschlag eines sogenannten „Lausemädchens“ einen wochenlangen Amoklauf der gesamten deutschen Presse auslösen.